Verdiente Gesellschafter

Ernst Stoll (4.6.1927)

Gruppenmeisterschaft Pistole 50m 1995, Schweizermeisterehren für Ernst Stoll (2.v.l.)

Akribischer Arbeiter, Perfektionist, passionierter Pistolenschütze, Ehemann, Familienvater, Inhaber der Verdiensturkunde und Stadtschütze mit Leib und Seele. Am 4. Juni 2015 feiert Ernst Stoll seinen 88. Geburtstag. Ernst kann sich heute wohl nicht mehr an all die vielen Erfolge und unvergesslichen Momente erinnern, welche ihm seine grosse Leidenschaft das Pistolenschiessen beschert hat. Zu weit fortgeschritten ist seine Krankheit. Für uns Stadtschützen wird er aber für immer unvergesslich bleiben, der erste Stadtschütze welcher die unglaubliche Zahl von 1'000 Löffelresultaten erreicht hat. Ernst Stoll, der Mensch der gerne seine Erfahrungen und sein Wissen mit anderen teilte und der auch im Erfolg immer unser 'Stölle' blieb.

Die folgende Würdigung entspringt einem im Stadtschütz publizierten Artikel vom Juni 1997, anlässlich des 70. Geburtstages von Ernst Stoll. Der Artikel wurde von Hans Oesch, einem leider viel zu früh von uns gegangenen Gesellschafter und Freund verfasst.

Wie alles begann

Als Ernst Stoll 1927 das Licht der Welt erblickte, ahnte wohl noch niemand, was dereinst aus ihm werden würde. Sein Vater war ein guter Uetiker Sektionsgewehrschütze und er war es auch, der ihn zum späteren Haupthobby brachte.Aber bis es soweit war, frönte Ernst seiner polysportiven Begabung, war Mitglied des örtlichen Turnvereins wo er als Mittelstreckenläufer wo er über 3-5km ein ausdauernder Junior war. Nach der Rekrutenschule versuchte er sich bei den Kunstturnern, ein Grund wieso er bis ins hohe Alter noch täglich 20-30 Liegestütz schaffte. Stolz ist Ernst auf die Tatsache, dass er in der Kategorie B immerhin vier Zweige geschafft habe. Als er dann aber bei einem riskanten Fleury unglücklich auf den Kopf stürzte, brach er seine Karriere im Kunsturnen vorzeitig ab. Was er aber nicht abbrach, ist seine Treue zum Turnen. Auch mit über 70 Jahren hielt er sich jeden Dienstagabend mit seinen Kollegen fit und es soll zuweilen auch auch ziemlich hart zu und her gegangen sein, wenn gemeinsam das runde Leder traktiert wurde.

Einstieg in den Schiesssport

Als Uebermittlungs-Korporal der Festungsartillierie besuchte Ernst, wie es damals auch schon üblich war, einen Jungschützenkurs mit dem Karabiner. Seinen ersten Kranz schaffte er 1949 am Feldschiessen, damals natürlich noch mit dem Gewehr. Kurz darauf verpasste er am Bezirksschiessen dieses Erlebnis, was in dazu bewegte, beim Schützenmeister nachzufragen, ob er wohl nicht auch mit der Pistole sein Glück versuchen dürfte. Nach einem kurzen Grundausbildung behänigte er sich einer Prabellum und schoss - sie haben es erraten - seinen ersten Pistolenkranz. Am Eidgenössischen in Chur im selben Jahr war er dann der einzige Kranzgewinner seines damaligen Vereins.

Als Gesellschafter bei der Schützengesellschaft der Stadt Zürich

Bis 1953 steigerte er sich mit der Armeepistole kontinuierlich. Seine Ziele waren abr höher gerichtet, er wollte ins Kantonalkader. Zusammen mit Fritz Lehmann, ebenfalls Stadtschütze, wurde er am 13. März 1953 in das Kader aufgenommen. Num musste er nur noch bei einem Verein in Zürich unterkommen. Ueber seinen damaligen Mentor Albert Stucki wurde er 1954 in die ehrenwerte SG der Stadt Zürich aufgenommen, womit seinem regelmässigen Training im Albisgütli nichts mehr im Weg stand. Seine ersten Gehversuche mit der Freipistole machte er auch via Albert Stucki und nach dem ersten Stelldichein schoss Ernst zum Schluss eine Passe von 92 Ringen, was links und rechts nur ratloses Kopfschütteln bei den 'Profis' hervorrief. Es sollte der Anfang einer beispiellosen Karriere sein. Noch am gleichen Abend bestürmte er seinen Vater und wünschte sich zu Weihnachten eine Freipistole. Damit er aber mit den Stadtschützen offiziell mitschiessen konnte, musste er seine Schriften in Zürich deponieren und wohnte deshlab 10 Jahre als Untermieter bei Albert Stucki! Später musste er noch jahrelang ein Gesuch stellen, so hart waren damals die Bräuche.

Die ersten Matcherfolge

Im Training schoss Ernst bald regelmässig um die 540 Punkte und an den Kantonalschützenfesten holte er sich regelmässig die Meisterschaften. 1955 schaffte er die erste Kantonalmeisterschaft. Im gleichen Jahr kämpfte er zusammen mit Fritz Lehmann in Kriens um die Aufnahme ins Nationalkader, was beiden ein einem denkwürdigen Ausstich auch gelang.

Seine Familie

37 Jahre arbeitete Ernst bei der Firma Bührle als gewissenhafter Mechaniker. Als Dank für die Zeit erhielt er eine wertvolle Neuenburger Pendule. Wer glaubte, in der Wohnung von Ernst irgendetwas zu finden, was auf den Spitzenschützen Ernst Stoll hindeutete, der sah sich getäuscht. Ernst hat nie grosses Aufsehen um seine Erfolge gemacht, aber im stillen hat er natürlich seine Erfolge stets genossen.

Ernst steuerete erst spät in den Hafen der Ehe. Fast 37 Jahre dauerte es, bis ihn die junge Hanni eingefangen hatte. Noch vor den Olympischen Spielen 1964 verlobten sie sich, denn Ernst wollte seiner Sache sicher sein und an einem herrlichen Vorfrühlingstag am 27. Februar 1965 gaben sich Hanni und Ernst das Jawort. Drei Kinder entsprangen der Ehe, zwei Knaben und ein Mädchen.

Nach dem Tod von Hanni und vieler Jahre der tiefen Trauer fand Ernst sein Glück mit Anni. Sie begleitete ihn bis zuletzt an die zahlreichen Schiesswettkämpfe und natürlich auch an den Schützenabend.

Seine Erfolge

Schweizermeisterschaften Insgesamt 24 Meistertitel mit der Frei-, Grosskaliber- und Luftpistole, Einzel und Mannschaft
Europameisterschaften 1959 in Mailand Bronze mit der Mannschaft Freipistole
1963 in Stockholm Bronze im Einzel mit der Grosskaliberpistole 25m und Silber mit der Manschaft
1965 in Bukarest Silber mit der Mannschaft Freipistole
Weltmeisterschaften 1962 in Kairo Bronze mit der Manschaft Freipistole
1966 in Wiesbaden Silber mit der Mannschaft Freipistole und 4. Rang im Einzel
Olympische Spiele 1964 in Tokyo 23. Rang im Einzel mit der Freipistole
1970 in Mexiko 11. Rang im Einzel mit der Freipistole
Rekorde 1963 - Schweizerrekord mit 588 Punkten
573 Punkte mit der Freipistole
575 Punkte mit der Standartpistole
393 Punkte mit der Luftpistole